Hardware » Weistek WT150, Slic3r, und andere Mysterien

Heute habe ich zum ersten Mal meinen Weistek mit GCode aus Slic3r gefüttert, erst einmal nach Anleitung aus diesem Forums-Thread: Slic3r für WT150

Wie auch dort erwähnt: Es gibt wohl unterschiedliche Versionen des Controller-Boards. Jedenfalls habe ich bei meinem folgendes beobachtet:

Test 1: mit dem Start-GCode aus der Empfehlung kommen Fehler wie "unbekannter Befehl" im Protokollfenster. Außerdem rattert er gegen den End-Anschlag, hebt den Tisch nicht, und beginnt zwar zu drucken, aber dann eben Spaghetti im 140 mm hohen freien Fall. Abgesehen davon lässt er den Lüfter aus, was mir (auch weil der ja für die Kühlung der Materialzuführung zuständig ist) eher nicht so gefällt.

Test 2: Einleitungs-GCode aus ReplicatorG kopiert. Damit beginnt ab Übertragungsanfang der Filament-Feeder zu laufen. Bei kaltem Kopf. Nicht gut, also: Abbruch, Kontrollpanel, Temperatur auf 215 Grad, nächster Anlauf. Zu permanentem Vorschub von Material fährt zumindest der Kopf sauber auf Endanschlag, dann auf Startposition links vorne. Und dann mit 10 mm Überschuß-Höhe die Düse gegen die Tischkante ...

Test 3: Z-Höhe um 20 mm verringert. Tisch fährt sauber auf Position mit 20mm Abstand. Ich erkenne: Geknallt hat es nur, weil die Bewegung über die Diagonale direkt in die Halteklammer gefahren ist.

Test 4: Problematische Halteklammer entfernt, Z-Wert wie bei den Skeinforge/Replicator Originaldrucken. Ergebnis: Düse brennt sich in Acryl-Oberfläche. Abbruch, zu spät. Schon Loch drin ... glücklicherweise ist das Material ja halbwegs günstig.

Test 5: Gemessene Z-Höhe minus 1 mm, neuer Druckanlauf. Diesmal passt die Position, aber der Anfang des Skirt liegt genau gegenüber der Start-Ecke, und der Kopf liefert schon beim Anfahren der Position Filament aus, also geht quer durch die Bodenschicht ein einzelner Filamentfaden. Dafür druckt er das Test-Objekt relativ gut aus, aber der Füll-Faktor von 1 ist deutlich zu hoch: Nach oben hin quillt Überschuss-Material auf, und die Düsenspitze wurstelt sich immer wieder hindurch.

Weiter bin ich noch nicht gekommen ...

Auf der To-Do-Liste:
- Herausfinden, wie die Vorheiz- und Transportbefehle lauten und wieso sie in start.gcode funktionieren, aber nicht korrekt laufen wenn sie von Slic3r kommen?
- Das übereifrige Material-Drucken ins Leere während der Endposition-Justage abstellen.
- Startposition von der gefährlichen Ecke so verschieben, dass die Einfahr-Bewegung über die freie Kante erfolgt
- Ansatz des Skirt irgendwie auf links vorne statt rechts hinten bringen
- überflüssiger Materialtransport während der Fahrt zum Skirt-Ansatz abstellen
- Materialtransport-Faktor nachjustieren; Skeinforge nimmt hier 0,85 als "Filament Packing Density Ratio" statt wie Slic3r mit Default = 1 zu arbeiten - aber ist das auch die richtige Stelle um das zu justieren?

Es bleibt also noch einiges zu tun … aber Slic3r scheint mir die Mühe wert zu sein, alleine schon weil in der Zeit, die ich in Replicator zum Laden und Knöpfe drücken brauche, in Slic3r schon das fertige Ergebnis anzuschauen ist …

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Neues vom Slic3r: Einige Mysterien konnte ich durch Versuch-und-Irrtum endlich enträtseln, unter anderem das Rätsel des nicht-laufenden Lüfters, sowie den dauer-extrudierender Extruder.
Für den Lüfter war es nur nötig, im Start- und End-Gcode wiederholt den "Lüfter-Ein" Befehl einzufügen.
Der dauer-extrudierende Extruder war etwas kniffeliger, besonders weil es kaum zu unterscheiden war ob das nur ein Anfangs- oder ein Dauerproblem war.
Es hat sich beim Druck einer komplexeren Testform als ein Dauerproblem herausgestellt, das wegen des "Materialvorschub zum Düsenreinigen" entstand. In der Warteposition spült unser Weisi ja 12 Sekunden Material durch. Leider fehlt im Standard-GCode danach der Befehl, das auch wieder zu lassen. Und in Zusammenspiel mit Slic3r bewirkt das, dass während der Druckphase und auch während aller Bewegungen immer fröhlich PLA gegeben wird – auch während der Positionierfahrten. Denn der Code für "Extruder Halt" gilt als "outdated", vermutlich kümmert sich Slic3r auch deshalb nicht mehr darum.
Die Lösung? Nach "Extruder spülen ein" und "Warte 5000 ms" einfach noch ein "Extruder wieder AUS", und schon sieht die Grundplatte nicht mehr aus wie ein umgekipptes Käsefondue.

Allerdings wird sich nun rächen, dass ich den Filament-Durchsatz ziemlich weit reduziert habe … mein Testdruck (läuft gerade noch) wird sich wohl eher als filigran denn als robust präsentieren. Aber immerhin: Der Weistek druckt nur dort auch Material wo er soll. Der Rest (immer noch viele Möglichkeiten) ist nur Fein-Tuning! Insbesondere Retraction werde ich wieder zuschalten, das hier noch wegen der Problemsuche ausgeschaltet war, und die Z-Justage kann auch noch ein paar 1/10mm vertragen …

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Hier der aktuelle Stand meines Start-Zusatzcodes:

(**** begin initilization commands ****)
M104 S215 T0 (*** 215 degrees C temperature, but do not delay for it ***)
G21 (use Metric units)
G90 (Absolute Positioning)
M18 (This disables the stepper motors.)
G92 X0 Y0 Z0 A0 B0 (Declare the current position to be (0,0,0,0,0))
(**** end initilization commands ****)
(**** begin homing ****)
G161 Y X F2500
G92 X0 Y0 Z0 A0 B0 E0 (extruder reset required, else drive tries to extrude non-stop before heating completes)
G1 X5.0 Y5.0 Z-5.0 F450
G162 Z F450 
G161 Y X F2500 (Home X axis maximum; go until reaching the end stop.)
G92 Z138.5 
G92 E0 (Extruder zuruecksetzen)
G92 X-75 Y-75 (set zero for X and Y)
(**** end homing ****)
M108 R8.0 (Extruder speed = max)
G1 Z10.0 F1500
G1 Y0 F1500 (Fahre zur Mitte linker rand, vermeide Clip-Crash beim Start)
M6 T0 (wait for toolhead parts, nozzle, HBP, etc., to reach temperature)
M109 (wait for nozzle temperature)
M101 (start extruder uncontrolled)
G04 P5000 (5000 ms filament dump to clean nozzle - default 12000)
M103 (stop extruder)
M01
(**** end of start.txt ****)
 
 

Und natürlich auch noch der Endcode-Block dazu:

G92 E0 (Extruder zuruecksetzen - moeglicherweise unnoetig)
M106 S255 (force re-enable fan - required for safe cooldown until end)
M104 S0 T0 (Nozzle heating off)
(**** Beginning of end.txt ****)
(This file is for a WeisTek WT2)
(*** begin settings ****)
M109 S40 T0 (set heated-build-platform temperature)
(**** end settings ****)
(**** begin move to cooling position ****)
G92 Z0.0 (move to cooling position)
G1 Z1.0 F145 (move to cooling position)
G1 X0.0 F3300.0       (move to cooling position)
G1 X0.0 Y75.0 F3300.0 (move to cooling position)
G1 Z140.0 F450.0
(**** end move to cooling position ****)
M18 (Turn off steppers)
(**** begin eject ****)
M6 T0 (wait for toolhead parts (nozzle, HBP, etc) to reach temperature)
M01 (Remove the object then click okay.)
(**** end eject ****)
(**** begin cool for safety ****)
M104 S0 T0 (set extruder temperature)
M109 S0 T0 (set heated-build-platform temperature)
(**** end cool for safety ****)
(**** end of end.txt ****)
 
 

Fortschritte und Fallstricke: Momentan habe ich Slic3r und den Weistek soweit, dass sie drucken. Den 20x20mm-Kalibrationswürfel bekomme ich zuverlässig aus der Maschine, auch eine erste Vase ist schon enstanden. Bei einem komplexen Gehäuse aber laufe ich immer wieder gegen die Wand: es kommt zu einem Versatz in X- und Y-Richtung, was mir vorkommt als ob bei manchen der schnellen Umkehrungen gelegentlich der Motor "springt". Habe es schon mit Beschränkung der Beschleunigung in Slic3r probiert, aber der Befehl wird nicht erkannt … als nächste Option wäre das Einbremsen via Board-Firmware wohl noch möglich (von 1000 auf 500 mm/s2 ?).

Ebenfalls möglich: Ein Rundungsfehler? ReplicatorG / Weistek Original sind im GCode für X und Y nur 2 Stellen hinter dem Komma, aber im slic3r-Code sind es drei.

Zu viele Rätsel, und jeder Testdruck braucht ein komplexes Objekt und eine Stunde Zeit …

Weistek Original (links) vs. Slic3r (rechts): Da stimmt was ganz offensichtlich noch nicht.

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Das gleiche ein paar Stunden später, mit 40 mm/sec Fahrgeschwindigkeit und 500 mm/s2 Firmware-Beschleunigungsbegrenzung wird schon es schon besser:

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Die Welligkeit scheint von den von Slic3r teilweise komplett gefüllten Wänden zu kommen, bei denen das Material dann nach außen drückt. Das heißt: entweder Extrusionsfaktor niedriger auf Kosten der Haftkraft oder – meine liebere Lösung – die Shells auf 1 reduzieren. Im Replicator bevorzuge ich auch immer "keine zusätzlichen Shells".

Auf zum nächsten Testdruck …

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Diesmal mit hoher Geschwindigkeit (60mm/sec), immer noch Firmware-Beschleunigungs-Begrenzung auf 500 mm/sec2, und 1-Shell-Wände mit Verstrebung. Bisher haben sich jedenfalls die Motoren noch nicht verschluckt, auch wenn Slic3r gerne mal gefüllte Zwischenschichten einlegt, die dann doch wieder etwas nach außen drücken.

Beim nächsten Test wird der Infill/Perimeter Overlap reduziert, das sollte helfen …

Und hier kommt die Lösung: *trommelwirbel*

Es gibt die Einstellung "Print -> Advanced -> Overlap Infill/Perimeters".

Also: wie weit geht die Düse in die Ränder. Die Standard-Vorgabe ist 15%. Beim Füllung-Druck schlägt also die Düse jedesmal am Rand an. Immer wieder. Und mittendrin springt dabei wohl der Motor eine Raste weiter. Das verursacht den Versatz.

Ich habe den Wert auf 5% reduziert, und drucke mittlerweile wieder mit 60 mm/sek und den Standard-Beschleunigungswerten. Alle vertikalen Kanten sind wieder schnurgerade ohne Probleme:

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Und nachdem ich auch noch den wegen einer unaufmerksamen Löschung der Vorgaben auf 0.5 zurückgestellten Düsendurchmesser auf die realen 0,4 mm korrigiert habe, läuft es noch besser:

2018-01-16_213918_IMG_web.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Das nächste Abenteuer wird ein TronXY X5S als Bausatz ...